Abwrackpraemie fuer die Bildung

Ich oute mich mal: Ich bin Lehrer. Immer oefter frage ich mich: Was soll ich meinen Schuelerinnen und Schuelern vermitteln? >Aber hallo?< werden jetzt viele sagen, gibt es da nicht die offiziellen Lehrplaene? Doch sicher, manchmal sogar viel zu viele, denn die werden immer wieder aufs Neue von intelligenten Menschen verfasst, um alte Ideen zu ersetzen, die man just in dem Moment uebernommen hat, wo andere sie schon wieder verwerfen.

Das geschieht in Deutschland immer etwa zehn Jahre hinter den auslaendischen Vorreitern. Was gibt es auch Schoeneres als sehenden Auges die erkannten Dummheiten anderer nachzuaeffen. Aber wie kommt das?

Diese intelligenten, planenden Menschen, geleitet und getrieben von Politikern, muehen sich redlich, den Anforderungen, welche die Wirklichkeit, sprich der politische Machtkampf, da draussen an die Schule stellt, gerecht zu werden. Ja, sie muehen sich wirklich, muessen sie doch mit verschwindend geringen Summen ein Maximum an Leistung aus den Beteiligten in unserem Lehr- und Lernsystem herauszaubern, um damit den Anforderungen derer, eben jenen oben benannten Politikern, gerecht werden, die von den Beduerfnissen und Anforderungen kommender Generationen scheinbar nicht die geringste Ahnung haben.

Hoert sich komisch an, ist aber so. Wie anders sonst waere es sonst wohl moeglich, dass in Deutschland Politiker ein abzuwrackendes Auto und die Anschaffung eines Neuwagens fuer wichtiger halten, als das Wohl und Weiterkommen der kommenden Generation? Wie weltfremd muessen Politiker sein, dass sie denen, die skrupellos Volkswirtschaften ruiniert und Gesellschaften ins Elend gestuerzt haben, zusaetzlich Steuermittel uebergeben, die wesentlich effektiver und zukunftsfoerdernder in der Ausbildung untergebracht waeren? Was soll ich meinen Schuelern beibringen?

Soll ich sie zu solch skrupellosen, geldgierigen Monstern erziehen, die ihren Lebenssinn darin sehen, Wetten auf die Bewegungen ihres eigens dafuer konzipierten Boersenspiels abzuschliessen und soll ich ihnen beibringen Menschen verachtende Methoden zu benutzen, damit sie den Parasiten unserer Gesellschaft dienen und zufrieden stellende Dividenden erwirtschaften koennen? Das kann niemand von mir erwarten.

Karin Storch forderte in ihrer Abiturrede 1967, dass Schule zum Widerspruch auffordern solle. Dies war bezogen auf den fehlenden Mut derer die in unserer Hierarchie versuchen zu ueberleben und dabei immer den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Ich werde meine Schueler weiter provozieren, damit sie lernen nein zu sagen, oder aber auch wenn es sein muss ja zu sagen, um sich zu einer eigenen Meinung zu bekennen. Karin Storch wurde mir als Schueler mit ihrer bemerkenswerten Abiturrede vor vielen Jahren zum Vorbild und sie hatte und hat immer noch Recht mit ihrer Forderung: Schule sollte zum Widerspruch erziehen.

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