240 Quadratmeter Ozean

Traege Luft um vier Uhr Nachmittags. Und dann ab zum Wannsee, heisst es so schoen oder so schrecklich: Mehr Feierabend fuer jedermann. Das ist kein Ausruf, nur so ein Gedanke, der sich aufdraengt. Versacke unter 240 Quadratmetern Ozean. Blau von A nach B und von B hinaus ins tiefe Blau. Ich rudere bewegungserfrischt mittenhinein, dort fuehlt man sich. Da sind keine Menschen, nur Wasserpfluecker inmitten der Baustoffbloecke. Wir und unseresgleichen. Nehme ein paar Zuege der Geraeuschkulisse. Die Gemueter sind auf sozial vertraeglich gestimmt.

Sie haben gelernt, nichts zu sagen. Ich halte das fuer fortschrittlich. Es kommt etwas entgegen. Gegenverkehr und ich tauche ab. Augen zu, allein sein. Leicht sein. Ein bisschen von alledem. Im verschwimmenden Nass tragen Lichtinstallationen und gregorianische Popgesaenge zu meiner grossstaedtischen Feierabendromantik bei. Ich paddele so vor mich hin. Freiheit ohne Grenzen, denke ich mir, glaube es auch bis – Krach, Autsch – die Wand mir einen Strich durch das Gefuehl macht. Das gibt eine Beule. Ich mache auf dem Absatz kehrt und stosse mich ab. Eine Wand ausgerechnet hier. Das ist ein ziemlich schlechter Scherz!

Ich war gerade so schoen dabei, mein Bewusstsein zu erweitern, bei zweiundzwanzig Grad Wassertemperatur. Oder so. Ich schnaufe innerlich. Freiheit. Pfff. Tausendmal zitiert, ueber tausende Kehlkopfknorpel gestolpert, hat sich dieser Begriff bis ins Hier und Jetzt hinuebergerettet. Kitsch und Weicheierpoesie lautet der Vorwurf. Weil restlos ueberstrapaziert, verbanne ich das boese Wort – bis zur naechsten sentimentalen Stimmung – in die Westentasche, respektiere, dass jeder Ozean seine vier Waende hat, und tauche wieder auf. Meine Beule beginnt zu pochen.

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